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Mo 23.05. 21:00 | Bogen F Zürich | Indie, Pop, Singer-Songwriter

Eleanor Friedberger

Aussergewöhnlich alltäglich. Die dritte Scheibe der amerikanischen Indiepop Songwriterin Eleanor Friedberger lässt lyrisch wie auch musikalisch grosse Dramen aussen vor, und kommt in leichtfüssiger, unbeschwerter Verpackung daher. Von Isabelle Ruchti

So unspektakulär wie das klingt, diagnosis wünscht es sich die Künstlerin aus New York selbst: «I hope that this album just sounds like an adult woman who’s OK, order as boring as that sounds». So langweilig ist es doch auch wieder nicht. Eher sympathisch unaufgeregt. Und das ist wirklich toll.

Das Album der zweiten Hälfte der ehemaligen Indie-Rock-Band «The Fiery Furnaces» setzt sich aus elf beinahe nahtlos ineinander übergehenden, sickness federleichten Popsongs zusammen. Eingängige Melodien mit elektrischen Piano- und Orgelklängen sowie gut verteilten, akustischen Gitarrensolos lassen beinahe jedermann/frau sanft mitwippen. Das gewisse Extra, was eben dann doch vorhanden sein sollte, um in Kopf und Herz gespeichert zu werden, liefert die aussergewöhnliche und beinahe etwas heiser klingende Stimme Friedbergers. Unter dem Strich erscheint die Künstlerin als 70er-Singer-Songwriterin für das 21. Jahrhundert und wird auch gerne mal mit Bob Dylan verglichen. Über diesen Vergleich lässt sich streiten, aber eines ist die New Yorkerin sicher: Erfrischend altmodisch.

Die unspektakulären Lyrics sind zugleich das sonderbare und langweilige Element der Produktion. Manchmal erinnern sie einen eher an ein Selbstgespräch, manchmal an einen Gesprächsausschnitt unter ganz normalen Freunden. Die Texte handeln von vergangenen, fast vergessenen Erinnerungssplittern aus dem Leben der Künstlerin. Friedbergers Konzertbesucher berichten dabei von einem Gefühl, als würden sie in Eleanors Schlafzimmer auf der Bettkante sitzen und alte Fotoalben durchblättern. Wer jetzt aber denkt, sie wäre wieder mal so eine, die ganz tief im Herzen verankerte Zerreissmomente in musikalischem Erguss ersäuft, der irrt. Zum Glück. Die grossen, kühnen, wahnsinnigen Höhepunkte sowie die fürchterlichen Leiden der erfahrenen Eleanor bleiben ihren eigenen Gedanken überlassen.

Die Künstlerin selbst drückt es so aus: «I don’t want to sound like I’m miserable… I think if you don’t want to come across as being upset or angry or hurt or jaded or disappointed, then you just have to not be. I think it’s that simple.» Allerdings – das muss gesagt sein – ein bisschen Melancholie hat sich hier und da eingeschlichen. Zusammengefasst ergibt sich eine breite Songpalette mit viel Liebe zu trivialen, autobiografischen Detailerzählungen. Kurz: Unaufdringlich intim. Ein Album für die kleinen Freuden mit einer kleinen Portion Traurigkeit und einem grossen Haufen Alltäglichkeit. Ganz gewöhnlich, ganz ohne Drama. Danke.

 

Di 10.05. 2016