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Sa 15.02. 20:00 | Kino Reitschule Bern |

Atlantique – Filmreihe ZOMBIE POLITICS

Im Mittelmeer ertrunkene MigrantInnen* als Zombies von Mati Diop, Senegal 2019, 104 Min., OV Wolof/d/f

Die Handlung von «Atlantique» beginnt im trivialen Alltag mit Szenen einer Baustelle und den heftigen Protesten der Arbeiter nach Feierabend. Sie fordern ihren Lohn, der seit Monaten nicht mehr gezahlt wurde. Einer von ihnen ist Souleiman, der wenig später seine Geliebte Ada am Strand treffen wird. Ada wiederum ist mit reichen Omar verlobt, der ihr zu sozialem Aufstieg verhelfen soll, jedoch seine Zuneigung nur über materielle Dinge wie das neuste iPhone zu äussern weiss. Es wird das letzte Treffen zwischen den beiden Verliebten sein, er weiss das, sie nicht.

«Du schaust nur aufs Meer hinaus», wirft Ada Souleiman vor, nicht wissend, dass dieses Meer ihn bald schon verschlingen wird. Souleiman und die anderen Arbeiter haben beschlossen, übers Meer zu fahren und in Europa ihr Glück zu suchen. Doch das Boot mit den Männern geht unter und die Frauen, Schwestern und Liebhaberinnen bleiben mit der Ungewissheit über die Schicksale ihrer Liebsten zurück. Da beginnen eigenartige Vorkommnisse, die Stadt zu beschäftigen. Wenige Tage nach der Abreise der Männer verwüstet ein Feuer die Hochzeitsfeier der jungen Frau, und ein mysteriöses Fieber befällt die Mädchen in der Nachbarschaft. Die im Mittelmeer ertrunkenen Männer kommen als geisterhafte, anklagende Zombies zurück. Der erste Spielfilm von Mati Diop wurde im Wettbewerb von Cannes 2019 und mit dem Grand Prix du Jury ausgezeichnet.

 

 

Infos

ZOMBIE POLITICS - der Februar im KINO IN DER REITSCHULE

In der karibischen Voodoo-Welt waren sie von den Toten Erweckte, willenlose Werkzeuge in
den Händen derer, die sie ins Leben zurückgeholt haben. Im Film werden sie zum psychologischen Symbol menschlicher Ängste – nicht Ausserirdische oder übernatürliche Monster, 
sondern Menschen werden sich als Zombies selbst zum Albtraum.

Der Regisseur und Filmautor George A. Romero führte die Zombies in die Pop-Kultur ein:
Mit «The Night of the Living Dead» (1968) und vor allem mit «Dawn of the Dead» (1978) begründete er ein eigenes Sub-Genre des Horrorfilms. Dabei ging es ihm nicht bloss um die Inszenierung grober Splatter- und Gore-Effekte, er kritisierte auch die bürgerliche Konsumgesellschaft, Rassismus, staatlichen Machtmissbrauch, an selbstherrlich agierende Militärs und 
sensationshungrige Medien.

Inzwischen haben sich unzählige Filmemacher*Innen bei ihm bedient. Remakes, Parodien, 
Neu-Interpretationen, Komödien und unzählige B-Movies vom Zombie-Musical bis zur Zombie-Weihnachtsgeschichte entstehen von Jahr zu Jahr.
Einige davon übernehmen nicht nur die Untoten, sondern auch das Element politischer, gesellschaftskritischer botschaften von Romero. Eine Auswahl solcher Zombiefilme 
mit politischer Botschaft zeigt das Kino in der Reitschule im Zyklus ZOMBIE POLITICS:


Neben den zwei Klassiker «Dawn of the Dead» (Konsumkritik – Zombies im Shoppingzentrum USA, 1978) «28 Days later» (Kritik am Staat und militärischem Machtmissbrauch, UK, 2002) und ihren sogar noch gesellschaftskritischeren Parodien «Shaun of the dead» (Gesellschaftskritik – Zombies im Büro, UK, 2004) «The Dead Don't Die» (Zombies in der US-Provinz, USA, 2019) liegt der Fokus auch auf jungen, politischen Filmen ausserhalb von Hollywood. 
Neben dem koreanischen «Train to Busan» (Mittelschicht kämpft gegen Zombies, Südkorea 2016) und dem feministischen Zombiedrama «Endzeit» aus Deutschland (2019) findet mit «Atlantique» (Senegal, 2019) ein Gewinnerfilm des Grand Prix du Jury in Cannes 2019 den Weg auf die Leinwand im Kino in der Reitschule.

[PRESSETEXT]

Fr 24.01. 2020