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Sa 22.02. 20:00 | Kino Reitschule Bern |

The Dead Don’t Die – Filmreihe ZOMBIE POLITICS

Komödie von Jim Jarmusch – Zombies und Trumpwähler in der US-Provinz, USA 2019, 105 Min., OV E/d

Ein Panorama der Deadpan-Provinzialität: drei auf unterschiedliche Art lethargische Cops (Bill Murray, Adam Driver, Chloë Sevigny; auch sonst treiben sich jede Menge Jarmusch-Regulars im Film herum), ein zwanghaft rassistischer Farmer (Steve Buscemi, die Jarmuschversion eines Trump-Wählers), der schluffige Besitzer eines Motels, in dem sich drei Hipster aus der Grossstadt (u. a.: Selena Gomez) einquartieren, ein paar smarte junge Insassen der örtlichen Jugendstrafanstalt und so weiter. Wenn dann die Toten wiederkehren, bricht kein Chaos aus. Sie sind plötzlich einfach da, eine Irritation, über die vorerst kaum jemand ein endgültiges Urteil fällen will.

Jarmusch versucht gar nicht erst, das Genre, neu zu erfinden. «The Dead Don’t Die» geht von einer Welt aus, die mit Zombiefilmen immer schon gesättigt ist. Die Untoten haben keinen Neuigkeitswert mehr.

 

Die Konzeption der Zombies selbst ist den späten Filmen der Romero-Reihe, wie etwa Land of the Dead entlehnt: es sind keine blossen Fressmaschinen, sondern im wörtlichen Sinn Wiedergänger: Sie sind zurückgekommen, um jenen Handlungen wieder nachzugehen, die ihnen vertraut sind aus der Zeit vor ihrem Ableben. Hilflos fuchteln sie mit Tennisschlägern in der Gegend herum oder kippen sich literweise Kaffee in den nicht mehr vorhandenen Verdauungstrakt. Selbst die Sprache ist ihnen nicht ganz abhandengekommen, sie hat sich lediglich auf einzelne Worte reduziert, die sozusagen die Gesamtheit der vormaligen Existenz enthalten: «Chardonnay», «Siri», «Wi-fi». […]

Text: Lukas Foerster, film bulletin

 

 

Infos

ZOMBIE POLITICS - der Februar im KINO IN DER REITSCHULE

In der karibischen Voodoo-Welt waren sie von den Toten Erweckte, willenlose Werkzeuge in
den Händen derer, die sie ins Leben zurückgeholt haben. Im Film werden sie zum psychologischen Symbol menschlicher Ängste – nicht Ausserirdische oder übernatürliche Monster, 
sondern Menschen werden sich als Zombies selbst zum Albtraum.

Der Regisseur und Filmautor George A. Romero führte die Zombies in die Pop-Kultur ein:
Mit «The Night of the Living Dead» (1968) und vor allem mit «Dawn of the Dead» (1978) begründete er ein eigenes Sub-Genre des Horrorfilms. Dabei ging es ihm nicht bloss um die Inszenierung grober Splatter- und Gore-Effekte, er kritisierte auch die bürgerliche Konsumgesellschaft, Rassismus, staatlichen Machtmissbrauch, selbstherrlich agierende Militärs und 
sensationshungrige Medien.

Inzwischen haben sich unzählige Filmemacher*Innen bei ihm bedient. Remakes, Parodien, 
Neu-Interpretationen, Komödien und unzählige B-Movies vom Zombie-Musical bis zur Zombie-Weihnachtsgeschichte entstehen von Jahr zu Jahr.
Einige davon übernehmen nicht nur die Untoten, sondern auch das Element politischer, gesellschaftskritischer botschaften von Romero. Eine Auswahl solcher Zombiefilme 
mit politischer Botschaft zeigt das Kino in der Reitschule im Zyklus ZOMBIE POLITICS:


Neben den zwei Klassiker «Dawn of the Dead» (Konsumkritik – Zombies im Shoppingzentrum USA, 1978) «28 Days later» (Kritik am Staat und militärischem Machtmissbrauch, UK, 2002) und ihren sogar noch gesellschaftskritischeren Parodien «Shaun of the dead» (Gesellschaftskritik – Zombies im Büro, UK, 2004) «The Dead Don't Die» (Zombies in der US-Provinz, USA, 2019) liegt der Fokus auch auf jungen, politischen Filmen ausserhalb von Hollywood. 
Neben dem koreanischen «Train to Busan» (Mittelschicht kämpft gegen Zombies, Südkorea 2016) und dem feministischen Zombiedrama «Endzeit» aus Deutschland (2019) findet mit «Atlantique» (Senegal, 2019) ein Gewinnerfilm des Grand Prix du Jury in Cannes 2019 den Weg auf die Leinwand im Kino in der Reitschule.

[PRESSETEXT]

Fr 24.01. 2020