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Sa 18.05. 20:00 | Kunstraum Walcheturm Zürich | Andere

Chitadze / Blum / Kilchenmann – CD-Taufe TASTEFUL

Tamara Chitadze, Klavier
Dominik Blum, Klavier

Programm:
Marc Kilchenmann – ideai (2008-2015; 2019)
ein Stück nach Demokritos für zwei Klaviere (UA der Neufassung)
Wladimir Vogel – Dai Tempi piu remoti, Tre pezzi per pianoforte (1921-1947)
Marc Kilchenmann – Depressionen, oder vom Absinken unter einen Normalwert (1993)
Hermann Meier – Stück für zwei Klaviere für Paul Baumgartner (1963) HMV 58 (UA)

Am 10.5.2015 fand im Radiostudio Zürich ein denkwürdiges Konzert statt: gleich sieben der führenden Pianist*innen Zürichs waren gemeinsam auf einer Bühne anzutreffen. Das Programm kombinierte zwei grossbesetzte Stücke von Hermann Meier mit einem Werk von Marc Kilchenmann und dem Trio für drei Klaviere von Hermann van San. Diese Stücke für Tastenorchester werden nun in Zusammenarbeit mit Radio SRF auf CD verewigt. Um diesen Anlass gebührend zu feiern, haben wir ein Konzertprogramm für zwei Klaviere entworfen, das zwei Uraufführungen von Hermann Meier und Marc Kilchenmann mit einem Werk von Wladimir Vogel (einem Lehrer Meiers) kombiniert.

Wladimir Vogel war der „wohl wichtigsten Vermittler der Dodekaphonie in der Schweiz“ (Angelo Garovi: NZZ vom 18.10.2008) und dies obwohl er mit einem Berufsverbot belegt war und deshalb nur Privatunterricht erteilen durfte. U. a. gehörten Robert Suter und Rolf Liebermann zu seinen Schweizer Schülern. Auch Hermann Meier besuchte lange Jahre den Unterricht bei Vogel, wirkte aber lange im Verborgenen, abseits der grossen Zentren und schuf ein Werk von seltener Radikalität. Damit überforderte er auch seinen Lehrer Vogel, der Meier auf das Gebiet der Klangflächenkomposition und der Geräuschmusik nicht mehr folgen mochte.
Das Stück für zwei Klaviere für Paul Baumgartner, HMV 58 zeigt diesen Weg exemplarisch auf. Die beiden Pianisten spielen das ganze Stück hindurch immer dieselben Klangflächen (Klavier 1: c – h‘, Klavier 2: C – H und c“ – h“). Meier macht mit dieser Anlage klar, dass ihn Melodik und Harmonik, die beiden seit Jahrhunderten wichtigsten musikalischen Parameter nicht mehr interessieren. Stattdessen rücken Dynamik, Artikulation, Dichte und Raum in den Fokus seines Komponierens. Damit schreibt Meier eine Musik von urwüchsiger Kraft, welche an die späte Galina Ustwolskaja erinnert.

Marc Kilchenmann wiederum ist ein ausgewiesener Kenner Meiers: beim kleinen aart verlag ist er verantwortlich für die Gesamtausgabe des Solothurner Avantgardisten. Sein Werk ideai ist Meier gewidmet und nimmt deutlich Bezug auf dessen Clusterstrukturen. Allerdings erscheinen diese in ideai in kleinräumiger, immer wieder anderer Gestalt. Meier schreibt „eine Musik schreibt ohne jede Melodik, ohne jeden Anflug von Zartheit oder gar Leichtigkeit. Genau diese Elemente finden sich dagegen in ideai von Marc Kilchenmann […] Ein frappanter Gegensatz zu Meiers Musik.“ (Roland Wächter: Dissonance 131, 09/2015)

[PRESSETEXT]

Mo 01.04. 2019