Die neueste Bewegungsmelder-Kolumne wird von unserem Mann auf der Strasse geliefert: Kilian Ochsner rekonstruiert ab sofort monatlich, wo er den Bären steppen sah und welch' andere Abenteuer das Berner Nachtleben für ihn parat hatten. Heute: Wieso auch ein Sonntag durchaus entzücken kann. Von Kilian Ochsner
Es gibt Tage, an denen sich das Universum zu einem herunterbeugt und einem einen fetten Schmatzer auf die Backe gibt; der 24. April war so ein Tag. Ja, man kann auch an einem Sonntag in und um Bern viel erleben, wenn man sich nur etwas umschaut.
Zugegeben: Als um Viertel vor neun der Wecker klingelte und ich die Mokkabohnen, die ich am Vorabend am Rockwall-Festival in Burgdorf zu mir genommen hatte, schmerzlich im Kopf spürte, fragte ich mich, weshalb ich mir an einem Sonntag folgendes antue. Aber der frühe Vogel fängt den Wurm. Auf der Suche nach Vinyl und vielleicht sonst noch etwas zum «Gänggelen» machte ich mich auf den Weg nach Freiburg, um am Arty Skully & The Puces im Fri-Son auf Schnäppchenjagd zu gehen. Und ich wurde belohnt, zum Beispiel mit «Purple Rain» von Prince für 16 Franken, oder dem Top Gun-Soundtrack für deren fünf. Am Anthem and Arrows-Stand gabs noch ein schickes T-Shirt und bei Reust & Otz ein wunderbar nach Zitronen duftendes Bartöl. Der Stand, an dem Peppes Ingwerer für ein Fränkli degustiert werden konnte, lieferte, nebst der türkischen Linsensuppe und einem Auberginen-Börek, auch gleich noch die ideale Kater-Kur. Danke, Fri-Son!
Nach etwa zwei Stunden im wunderbaren Fribourger Kulturlokal hiess es dann rasch ab nach Hause, die Einkäufe deponieren, um dann aufs 9i-Tram zu steigen und ins Wankdorf zu fahren. Keine Minute zu früh, genau zum Kickoff von YB gegen FC Tsüri stand ich an meinem Platz. Manchmal geht’s halt einfach auf. Das Spiel ging ebenfalls einfach auf, da der FCZ, nach den Toren von Sulejmani, Hoarau und Gerndt, mit einer Drei-zu-null-Klatsche nach Hause geschickt wurde. Zugegeben, das Resultat hätte auch um einiges höher ausfallen können, aber es war eine wahre Freude, dem selbstbewussten BSC zuschauen zu können. Danke, YB!
Nach einem kurzen Bierchen im Walter ging es nach dem Spiel dann aber weiter Richtung Ausserholligen, wo ein Street-Food-Festival mit allerlei asiatischen Leckerbissen stattfand. Das einzige „Problem“ an diesem Anlass war, dass man nach sechs Oktopusbällchen, grillierten Miesmuscheln, einer Schweinswurst mit Curry (dank derer man die folgenden 12 Stunden nach Curry roch), Frühlings- und Sommerrollen, sowie diversen Teigtaschen einfach keinen Platz mehr im Magen hatte, um all die anderen Köstlichkeiten auszuprobieren. Satt und zufrieden machte ich mich also auf den Weg in die Innenstadt. Danke, Streetfood-Festival!
Ein kurzer Zwischenstopp und ein trübes Chopfab in der Burgunder Bar taten dem Wohlbefinden noch besser, bevor es weiter ging in Richtung Turnhalle, wo das bee-flat im PROGR zwei fantastische Bands aufspielen liess. Der erste Act war das Duo Swim aus Schweden, das mit seinem Mix aus rauen, elektronischen Beats, welche von der wunderschönen, tragenden Stimme der Sängerin begleitet wurden, für Stimmung sorgte. Als Abschluss für diesen wunderbaren Sonntag spielte dann das Zürcher Duo Odd Beholder auf. Man könnte sie als Elektro-Pop beschreiben, was ihnen jedoch nicht annähernd gerecht würde. Die sanften Drums und die melancholische Stimme der Frontfrau lieferten den perfekten Sound, um diesen Sonntag würdig ausklingen zu lassen. Danke, Bee-Flat!
Müde und zufrieden machte ich mich auf den Heimweg. Und im Kopf nur ein Gedanke: Was für ein Sonntag. Danke, Universum!