Die düstere, melancholische Musik von Daughter bringt Leute zum weinen, und das ist wunderbar. Von Severin Miszkiewicz
Das Londoner Trio Daughter gilt bereits seit Jahren als Geheimtipp. Jetzt erscheint mit «Not to Disappear» endlich ihr neues Album. Die Band, die mit ihrem melancholischen und düsteren Indie-Folk alle Einsamen noch einsamer macht, besteht aus Elena Tonra (Gesang), Remi Aguilella (Schlagzeug) und dem aus der Schweiz stammenden Igor Haefeli (Gitarre). Schon seit 2010 machen die drei Musik, doch trotz mehreren fantastischen EP’s und einem sehr guten Debütalbum («If You Leave» – 2013) blieb der grosse Durchbruch bis jetzt aus.
Wunderbar herzzerreissend
Das neue Album thematisiert -wie bereits das Debüt- die Liebe, allem voran die Unglücklichkeit daran. Unendlich traurig und zerbrechlich erklingt die Stimme von Tonra, die perfekt vom minimalistischen Schlagzeugspiel begleitet wird. Die Band lässt sich Zeit mit ihren eindringlichen Melodien, und führt nicht selten Momente der Stille ein. Grandios wird dies beispielsweise bei der Single «Doing The Right Thing» eingesetzt. Mit jedem Takt werden mehr Pausen eingebaut, die so eine düstere und traurige Einsamkeit erzeugen. Doch zu der Einsamkeit stösst immer auch mal wieder ein Funken Hoffnung, die von Haefelis grossartiger Gitarre getragen wird und so die Lieder in einen fulminanten Rausch versetzt. In ihren besten Momenten schaffen es Daughter, eine fast beängstigende Nähe zu erzeugen und man hat das Gefühl, als wären die Lieder nur für einen selbst geschrieben worden. Schon manch einem ist dabei eine kleine Träne über die Wange gekullert.

Eintönige Traurigkeit
Das Album startet gut, beginnt jedoch nach der Hälfte stark zu schwächeln, und erholt sich von diesem Taucher auch nicht mehr wirklich. Das liegt allerdings nicht an der Qualität der Lieder, sondern einfach nur an ihrer zu hohen Ähnlichkeit. Viele Songs klingen gleich, was als Zuhörer leider schnell in Langeweile endet. Das Problem schien wohl auch bei der Produktion aufzufallen, weshalb man vermutlich das stilfremde «No Care» mit seinem schnellen Rhytmus in der zweiten Hälfte des Albums einbettete.
Letztendlich aber wäre es verkehrt, das Album als schlecht abzutun. Drei oder vier Hits sind durchaus vorhanden, aber es mag gut sein, dass Daughter eher einen Nischenplatz behalten werden. Die Band ist einfach zu düster, zu sphärisch, und wird wohl eher selten im Radio gewünscht – für die Szene wiederum sind sie nicht eigen genug, und überraschen zu wenig.