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Lefka Emporio: Das kleine Pita Imperium

Unser zweites «Stadtzmittag» führt in einen weiss getünchten Gewölbekeller voller griechischer Spezialitäten. Wer in das «Lefka Emporio» reingeht, kommt um eine Pita, eine Geschichte und mindestens ein Kochrezept reicher wieder hinaus. Von Aline Jordi

Eine Tatsache vorneweg: Ich war noch nie in Griechenland. Irgendwie bin ich doch immer wieder in Italien oder Sardinien gelandet. Dabei ist griechischer Salat mindestens so gut wie Caprese. Und das Olivenöl ebenso. Mit besagtem Olivenöl hat auch die Geschichte des Lefka Emporio begonnen: Als der Bruder von Inhaber Apostolos («für die Berner Apo») in Griechenland kurzzeitig arbeitslos wurde, nutzte man die familieneigene Olivenöl-Produktion, um 40 Interessenten aus Bern mit 400 Liter Öl zu beliefern und nebenbei den Bruder zu beschäftigen. Die Abnehmer haben sich inzwischen verdoppelt und seit August gibt es das Olivenöl und viele andere griechische Spezialitäten im kleinen Kellerladen in der Münstergasse.

Lefka_Interieur

Heute interessiert uns aber das Take Away Angebot, welches auch ganztags zubereitet wird: Auf der Karte stehen Pita, Spinatstrudel, griechischer Salat, ein Mix aus eingelegten Antipasti und diverse Süssigkeiten. In absehbarer Zeit werden auch Suppen auf der Karte sein. Während die Vegi-Pita mit Tsatsiki und frischem Gemüse (inkl. gebratenen Champignons) innert fünf Minuten zubereitet wird, werden schon mal ein Spinatstrudel (Fr. 2.50, viel Öl aber viel Geschmack) und mit Reis gefüllte Weinblätter probiert, an denen nichts auszusetzen ist. Der Antipasti-Mix (4 Sorten für Fr. 10.-) würde sich sehr gut für einen Apéro auf dem Münsterplatz eignen, aber das verschieben wir auf ein andermal. Die Pita ist nämlich fertig und bietet für Fr. 7.- eine fast vollwertige Mahlzeit, wenn sie nicht so lecker wäre, dass man glatt eine zweite verdrücken könnte.

Da die Stosszeit vorbei ist, hat Apo Zeit für einen kleinen Schwatz unter der Laube. Für sein Sortiment reist er jeweils eine Woche nach Griechenland, um Qualitäts-Produkte von lokalen Kleinproduzenten ausfindig zu machen, die vom Direktvertrieb in die Schweiz profitieren können. Vom eigenen Olivenöl, eingelegten Oliven, Antipasti, Kräutersalzen, Süssigkeiten, Basis-Kochprodukten (Teig etc.), Feta, Bier, Wein und Ouzo (Schnaps) erhält man alles, was das Fernweh stillt. Aber letzten Endes bestimmt Apo’s Frau Patricia, was in den Laden kommt. Da er als Grieche sowieso alles gut finde was aus seiner Heimat komme, brauche er eine Vorkosterin, die ganz im Sinne der Berner Geschmäcker urteile.

Lefka_Slide

Dass sie diese Geschmäcker treffen, beweist die simple Milchbüechli-Rechnung, aufgrund derer das Lefka Emporio gegründet wurde: «Wenn sich 1% von 140’000 BernerInnen für die Produkte interessieren, dann wird der Laden laufen». Bis jetzt geht die Rechnung auf und je mehr KundInnen gewonnen werden können, umso besser können die Kleinproduzenten in Griechenland unterstützt werden. Der Laden ist eine Herzensangelegenheit, wie auch der Name beweist: Lefka ist eine Gegend, in die sich Apo’s Grossvater auf einem Jagdausflug verliebt und sich dort niedergelassen hat. Damit sind viele Kindheitserinnerungen verknüpft, an die sich Apo gerne erinnert.

Seine Zeit in Griechenland liegt nämlich schon eine ganze Weile zurück. Als Bassist hat ihn die Musik 1985 nach Wien verschlagen, von wo es ihn ein paar Jahre später der Liebe wegen nach Bern zog. Hier ist er auch geblieben und hat sich voll und ganz seinem Beruf als Polsterer gewidmet. Da er aber trotz der Nachfrage (erst kürzlich hat er die Sitzmöbel für Karl Le Traiteur gefertigt) keinen Nachfolger findet, sei die Zeit nun reif für eine Veränderung. Nebst dem Lefka Emporio betreibt er noch ein gefragtes Catering für Klein- und Grossanlässe und ist Fussballtrainer beim FC Worb. Das nächste Projekt steht auch schon in Aussicht: Ab Sommer 2016 hätte er gerne eine griechische Fussballmannschaft für die jungen Griechen in Bern. Aber natürlich gemischt, denn er halte nichts davon, die Menschen zu separieren, so wie das einige in der Politik wollten. Aber wenn er nun mit der Politik beginne, dann höre er so schnell nicht wieder auf. Und deswegen haben wir das sein lassen, denn die nächste Pita kommt bestimmt…