Steam heisst Dampf im Deutschen und wäre das Spiel in einem Dampfkochtopf, dann würde es nur halbgar. Von Rico Plüss
Sorry, dieses eher hilflose Wortspiel in der Einleitung stemmt aus einer generellen Unsicherheit bezüglich der Rezeption von Code Name S.T.E.A.M. (nachfolgend: CNS). Doch alles der Reihe nach.
Story
In einer fiktiven Welt, mit vielen Anlehnen an die unsere, ist gerade alles im Argen. Abraham Lincoln ist zwar hier noch am Leben, doch die Welt wird von Ausserirdischen bedroht. Ein bunt zusammengwürfeltes «A-Team» (ein sprungfreudiger Löwe ist auch darunter) wehrt sich dagegen. Die Story wird als Comic erzählt und vermag nur mässig zu interessieren, was wohl auch an der lieblosen Inszenierung und den überzeichneten Charakteren liegt.
Gameplay
Das Spiel stammt von Intelligent Systems, einer Bude, die weiss, wie man Strategiespiele macht. Während die beiden Reihen «Fire Emblem» und «Advance Wars» in Europa zwar stets Kritikerlieblinge waren, fristeten sie ein Nischendasein, erst die letzte «Fire Emblem»-Ausgabe für den 3DS schaffte den Sprung in den Mainstream – wenn auch nur knapp.
Das Gameplay von CNS wird die Geister scheiden: Strategielastige, rundenbasierte Gefechte aus der first-person-perspective stehen an der Tagesordnung. Ähnlich wie dies von der «Valkyria Chronicles»-Reihe bekannt ist, steuert man die KämpferInnen aus der Egoperspektive, führt mit ihnen unter Berücksichtung der (Dampf-)Energieleiste Aktionen aus und wenn alle vom eigenen Team an der Reihe waren, schaut man zu, wie der Gegner seine Züge ausführt.
Grafik/Audio
CNS sieht etwas wüst aus. Während Steampunk als visuelle Gestaltungsform durchaus seine Anreize haben kann, etwa in Bioshock oder Dishonored, wirkt es hier plump und nicht sonderlich ansprechend implementiert. Vielleicht liegt es auch daran, dass die Engine, mit der die Gefechte gerendert wurde, dem Job nicht gewachsen ist. Für ein aktuelles 3DS-Spiel sind die Texturen zu matschig, die Figuren zu kantig und der visuelle Gesamteindruck überzeugt zu wenig. Aus klanglicher Sicht gibt es wenig zu bemängeln, jedoch fällt auch nichts besonders positiv auf.
Fazit
Die «Fire Emblem»-Reihe gehört zu den absoluten Lieblingsspielen des Rezensenten. Angesichts dieser Tatsache, und dass Intelligent Systems für das Spiel verantwortlich zeichnet, muss hier von einer leisen Enttäuschung gesprochen werden. Das Spiel ist zwar alles andere als schlecht, wahrlich. Wer rundenbasierte Spiele mag, wird aller Voraussicht nach Freude am Gameplay haben. Und mit dem Patch, welcher das Spulen während den gegnerischen Zügen beschleunigt, verliert das Spiel sogar den grösseten seiner Kritikpunkte, seine Trägheit. Womöglich ist es eine subjektive Angelegenheit, ein Gesamtpaket, das den Rezensenten auf dem falschen Fuss erwischt mit seiner Aufmachung und Inszenierung. Denn es ist grundsätzlich lobenswert, was Intelligent Systems hier gemacht hat. Statt Fortsetzung Nummer 125 haben sie eine neue IP (intellectual property) kreiert und etwas Neues gewagt. In diesem Falle vermochte das nur begrenzt zu überzeugen, doch das kann auch daran liegen, dass die Konkurrenz aus eigenem Hause die Messlatte einfach schon zu hoch gelegt hat.