Auf den ersten Blick macht das chinesische Restaurant Dalun keine besonders hübsche Falle, an grauen Tagen umso weniger. Sobald man aber einen Fuss ins unterirdische Lokal gesetzt hat, entfaltet sich durchaus der typische Charme einer fernöstlichen Gaststätte. Unser Besuch im Dalun. Von Pablo Sulzer
Kennt ihr die Geschichten? In der Hochsaison werden ins Restaurant Dalun täglich reihenweise Touristen aus China in Reisebussen hinchauffiert, um ihnen diese merkwürdige und höchstexotische europäische Küche zu ersparen. Mitten in der Lorraine soll also das touristische Epizentrum der Heimweh-Gastronomie liegen, zumindest wenn man diesen Geschichten (und den tatsächlich oft anzutreffenden Cars) glauben mag. In Bern ist das Angebot an chinesischer oder generell asiatischer Küche durchaus vorhanden, so dass es fällig wurde, dem Dalun nun mal einen Besuch abzustatten.
Ab in den Keller: Verborgene Welt
Gleich an der zentralen Lorrainestrasse 32 gelegen, neben der Pizzeria Tricolore und vis-à-vis vom Kaffee Wartsaal, hier geht es hinein ins Restaurant Dalun. Draussen wartet eine aktuell etwas triste Terrasse auf den kommenden Frühling / Sommer, um nachmittags Leute aus dem Quartier und anderswo zu einem Bierchen zu verlocken – doch nicht heute. Die Treppe runter, und gleich grüsst eine gesellige Runde an schlangestehenden und hungrigen Gästen. Das Mittagsangebot ist beliebt, die Take Away-Preise sehr moderat und die Karte für notorisch Unentschlossene zuvorkommend kompakt gehalten. Da wir doch etwas mehr Zeit auf der Uhr übrig haben, setzen wir uns an einen Tisch im doch noch nicht ganz so vollen Esssaal. Keine Hektik weit und breit, ausser bei der Chef-Gastgeberin, die in chinesisch typischer determinierten und zeitsparenden Manier agiert. Nett, aber zack zack! Als europäisches Genusswesen sollte man dies wohl nicht zu überinterpretieren. Man bekommt ja, was man möchte.
Schnelle Sache: Frische Zutaten, ausgewogene Portionen und ein ordentliches Mittagstempo
Also dann, der Tisch ist gedeckt. Rosa, notabene, und auch sonst ist der Raum keineswegs Klischée brechend eingerichtet. Wie man’s kennt, ist sicherlich Geschmacksache, immerhin wurde die Kitsch-Grenze unser Meinung nach nicht überschritten. Ah, ein Aquarium hat es trotzdem.
Aber eben, nun zum Wesentlichen: Dem Menu. Aus einer Auswahl aus sechs bis sieben Vorspeisen und ebenfalls so vielen Hauptgängen wählen wir mal die „gebackenen Wanton“ (4.-) und machen es uns gemütlich. Beim Eingang sind die Take-Away-Mittagskunden deutlich in der Überzahl, wer sich’s aber an den Tischen gemütlich gemacht hat, scheint sich diesem Trubel gut entziehen zu können. Zum den drei ordentlich heissen Wanton-Stücken gesellt sich ein Alibi-Rüebli-Salätli, der sich aber durchaus frisch und leicht anfühlt.
Wie bei einem Formel 1-Pitstop steht der anschliessend leere Teller symbolisch für den anstehenden rasanten Reifenwechsel bzw. den nächsten Gang. Wir wählten ein klassisches „Poulet an einer gelben Currysauce“(14.-, Take-Away 10.-), was dann auf dem Teller auch ziemlich klassisch aussah.
Zumindest für chinesische Küche in diesem Preissegment. Die Portion Reis (es sind auch Nudeln wählbar) gefiel von der Zubereitung und Menge her, die Poulet-Tranchen fühlten sich sehr zart an und die Gemüsemischung an Peperoni, Bohnen, Pilzen und Co. war frisch. Aufgefallen ist die Sauce, die als Curry sehr leicht und angenehm dünnflüssiger als manch andere vergleichbaren Curry-Saucen daher kam. Pluspunkt. Streng ausgedrückt: Nichts ausserordentliches. Fair formuliert: Ordentliches Menü mit frischem Charakter und einer angemessenen Menge an Beilagen.
Fazit: Schnelle Bedienung, erfüllte Erwartungen und unkompliziertes Mittagserlebnis
Während unserem im Menu ingebriffenen Kaffee begutachteten wir zudem noch die Abendkarte, die dann doch weitaus mehr Speisen als mittags im Angebot aufführt. Für einen Mittagsabstecher reicht das kompakte Angebot aber allemal. Ob als kurzer und effizienter Take Away-Besuch oder ein etwas entspannteres, aber dennoch zügiges Lunch am Tisch, das China Restaurant Dalun bietet mehr als auf den ersten Blick von aussen erkennbar, zaubert aber besonders den nach avantgardistischen, modernen Trends lechzenden Essern kein Lächeln aufs Gesicht. Wie gesagt, zack zack!
