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CEO-Talk 2017: Food Waste geht uns alle an

Der Bewegungsmelder ist für euch da, wenn ihr euch fragt, wohin ihr euer Date ausführen könnt, oder auch eure Oma. Wir wissen Bescheid über anstehende Konzerte, Partys, und alle sonstigen Veranstaltungen in Bern und Umgebung. Was uns aber ebenso bewegt sind ernstere Themen, wie z.B. Nachhaltigkeit. Von Francesca Kroeger

 

Mit der Idee die Welt zu verbessern im Gepäck, machten wir uns also am 31. Mai auf, um in der KUFA den Vorträgen zum Thema Food Waste zu lauschen. JCI Bucheggberg, Netzwerk junger Kader und Unternehmer, und Teil der Junior Chamber International Switzerland, engagiert sich wirtschaftlich, sozial und kulturell und lud an diesem Abend zum CEO-Talk. Wo einem an anderen Tagen dicke Bässe um die Ohren fliegen, erzählten nun fünf Geschäftsführer aus ihrer Perspektive, wie sie das Thema Lebensmittelverschwendung privat und beruflich beschäftigt. Wir sollten lernen, was lokale Konzerne und Organisationen bereits gegen Lebensmittelverschwendung unternehmen und was wir selbst tun können. Moderiert wurde der Abend von Stephan Lendi.

 

 

 

 

 
Wir wurden herzlich von Stefan Winterberger, 2017 Präsident des JCI, empfangen und konnten ihm direkt ein paar Fragen stellen. 

 

 

Herr Winterberger, vielen Dank für die Einladung! Das Programm für heute Abend sieht spannend aus, nach welchen Kriterien haben Sie die Referenten/innen ausgewählt?

Die Hälfte der Leute haben wir direkt angeschrieben und bekamen schnell eine positive Rückmeldung. Die Referenten/innen beschäftigen sich mit dem Thema durch ihre jeweilige Tätigkeit als Verursacher, als Ver- bzw. Wiederverwender. Die Idee hinter der Veranstaltung hat sich dann rumgesprochen und weitere Referenten/innen haben sich bei uns gemeldet. Aufgrund dieses großen Interesses konnten wir Menschen mit den unterschiedlichsten Hintergründen einladen heute hier zu sprechen.

Was genau ist die Idee hinter dem CEO-Talk 2017 und warum ist Food-Waste so ein aktuelles Thema?

In erster Linie wollen wir ein Grundverständnis für das Problem schaffen. In der Schweiz gehen ein Drittel aller produzierten Lebensmittel zwischen Feld und Teller verloren, oder werden verschwendet. Das sind jedes Jahr 2 Millionen Tonnen Nahrungsmittel. Dass das nicht in Ordnung ist sollte jedem bewusst sein.

Eine persönliche Frage: Was machen Sie denn ganz privat gegen Food-Waste?

Zu allererst schaue ich in den Kühlschrank, bevor ich einkaufen gehe. Das mag nun vielleicht sehr simpel klingen, aber es hilft, einen Überblick zu behalten, damit man am Ende nicht zu viel kauft und Lebensmittel eventuell dadurch verderben. Beruflich bedingt esse ich leider viel außerhalb, daheim koche ich aber gerne und schaue, dass ich immer alle Reste kreativ verwerte.

Vielen Dank Herr Winterberger.

 

Stefan Winterberger

 

 

In der Pause hatten wir noch die Chance mit Frau Natalie Bino zu sprechen, der Vorsitzenden des Zero Waste Vereins der Schweiz. 

 

Natalie Bino, Verein Zero Waste

 

Frau Natalie Bino, sie leben selbst seit einigen Jahren einen Zero Waste Lifestyle, was heißt das für Sie und wie hat Ihre Familie auf die Umstellung reagiert?

Zero Waste heißt für uns, so wenig Müll wie möglich zu produzieren. Wir machen mittlerweile vieles zu Hause selber, Zahnpasta zum Beispiel. Ich würde sagen, die Reaktion meiner Familie war positiv. Die Kinder haben viele Veränderungen gar nicht gemerkt, wenn es darum ging eine andere Marke zu kaufen, oder ein bestimmtes Produkt zu ersetzen. Einzig wenn es darum ging, dass sie nun weniger Geschenke bekommen als gewohnt, waren sie zuerst unglücklich.

Wenn Sie auf die letzten Jahre zurückblicken, wie hat sich Ihr Leben verändert und welche Schlüsse ziehen sie?

Wir haben an Lebensqualität gewonnen. Die Zeit die wir sparen, welche wir nicht in Supermärkten und Einkaufszentren verbringen, die ist unersetzlich. Zu Hause herrscht eine Ordnung, die wir vorher nicht kannten. Man muss nicht mehr ewig nach bestimmten Sachen suchen, die im Chaos untergehen und mit weniger Dingen die herumstehen muss auch weniger geputzt und instandgehalten werden. Die Kinder erhalten weniger materielle Geschenke, aber wir machen nun viel mehr gemeinsame Ausflüge. Auch finanziell sparen wir, im ersten Jahr sanken unsere Ausgaben um rund 40%.

Wahnsinn! Das klingt vielversprechend. Was sind die Reaktionen aus Ihrem Umfeld?

Die Reaktionen sind natürlich gemischt, für die meisten Menschen ist so ein Lebensstil ungewohnt. Die Kinder erhalten in der Schule Farbstifte zu jedem neuen Schuljahr, so viele können sie gar nicht verbrauchen. Die geben wir dann zurück. Zu Kindergeburtstagen lassen wir die Eltern wissen, dass Geldgeschenke gewünscht sind. Die Kinder haben alles was sie brauchen, von dem Geld können wir dann lieber zum Laser tag spielen gehen. Aber wir sind natürlich nicht perfekt: Mein Sohn hat nun einen Fidget Spinner, das Trendspielzeug des Jahres. Wir haben aber darauf geachtet, dass es sich um eine Metall- und nicht um eine Platikversion handelt.

Was kann jeder einzelne von uns tun, um etwas mehr Zero Waste zu leben?

Jutebeutel und andere wiederverwendbare Einkaufstaschen sind eine sehr einfache, aber effektive Maßnahme. Natürlich muss man daran denken, sie vor dem Einkaufen einzupacken, aber mit ihnen kann man sehr viel Plastik einsparen.

Vielen Dank Frau Bino. 

 

Referenten/innen & Moderation (oben) und Organisation des Abends (unten)

 

Neben dem Verein Zero Waste Switzerland waren auch Vintage Kitchen, die Genossenschaft Migros Aare / Gastronomie, die Schweizer Tafel und Tischlein deck dich vertreten. Musikalische Unterstützung gab es zu den Pausen und der kleine Hunger wurde zeitgleich von cha chà, einer Tochtergesellschaft der Genossenschaft Migros Aare, gestillt. Vegane Optionen gab es zwar keine, jedoch wurde durch abgezählte Portionen darauf geachtet, dass zumindest an diesem Abend kein Food Waste entstand.

 

Stefanie Inniger, Vintage Kitchen
Manuel Loeliger, Schweizer Tafel
Alex Stähli, Tischlein deck dich

 

Laut André Burri (Genossenschaft Migros Aare / Gastronomie) ist das Thema Food Waste auch ein kulturelles. Die Schweizer sind es schlichtweg nicht gewohnt, im Restaurant nach einem „Doggy Bag“ zu fragen, und somit werden Reste einfach weggeworfen, anstatt dass man sie mit nach Hause nimmt. Man möchte nicht dumm auffallen mit einer solchen Bitte. Burri appelliert deshalb an alle Restaurants und fordert, dass die Kellner dort ihre Gäste fragen sollen, ob man ihnen etwas einpacken kann. Auch soll man sich nicht scheuen, Gemüse und Obst einzukaufen, welches wohlmöglich nicht der Norm entspricht. Verformt schmeckt dies ebenso gut und ist vermutlich sogar preisgünstiger zu haben.

 

 

 

Der CEO-Talk war interessant und schockierend zugleich. Wer hätte zum Beispiel gedacht, dass die Schweizer pro Kopf mehr Müll produzieren als die Amerikaner? Das sind 90kg jedes Jahr. Schlimmer seien einzig die Dänen. Definitiv kein Titel, nachdem wir streben sollten. In diesem Sinne verabschiede ich mich nun mit meiner Tupperdose in die wohlverdiente Mittagspause.

 

 

Unser herzlichster Dank gilt JCI Bucheggberg für die Einladung und allen Referenten/innen für die spannenden Eindrücke.

 

Infos

Die Referenten/innen am CEO-Talk 2017:

Stefanie Inniger, Vintage Kitchen

Natalie Bino, Verein Zero Waste

André Burri, Genossenschaft Migros Aare / Gastronomie

Manuel Loeliger, Schweizer Tafel

Alex Stähli, Tischlein deck dich

Di 13.06. 2017