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Casa d’Italia: Alle Wege führen nach Rom

Ob die Bühlstrasse nach Rom führt, ist eigentlich unwichtig. Weil fest steht: Seit nun mehr 80 Jahren darf und soll im Länggass-Quartier ein wahrhaft authentisches Stück unseres stiefelförmigen Nachbarlandes genossen werden. Und damit auch pure, ehrlichste Italianità. Von Maurice Angst

Es ist also nicht weiter verwunderlich, will man hier auch gerne mal den grossen Hunger, einen richtigen Durst oder bloss einen Hauch von Fernweh stillen sowie das süsse Leben, für einmal nichts als dieses Nichts-Tun pflegen. Hingegen kommt man im Casa d’Italia wohl, zumindest einen Moment lang, nicht umhin, sich jenen Urlaub von damals, den lebhaften Sandstrand, die hübschen Bikinis, aber auch all die viel zu knappen Speedos und ganz bestimmt zu leichtsinnig eingefangenen, nur mühsam wieder auskurierten Sonnenbrände, in Gedanken auferstehen zu lassen.

Auch wenn man sagen muss, dass einem das Interieur nicht unbedingt an ein typisches Ristorante irgendwo in Rom, Mailand, Neapel oder Turin erinnert. Man merkt denn sogleich: Im Casa d’Italia hat schon lange Zeit keiner mehr wirklich was für ein Upgrade der Räumlichkeiten getan. Was allerdings zweitrangig ist, da das Personal, wie es sich gehört, durchs Band italienisch spricht und einen – so scheint es zumindest – eher etwas ungern in gebrochenem Deutsch berät. Aber auch das ist nicht weiter schlimm, schliesslich eröffnet uns dies auch stets eine Möglichkeit, unsere womöglich über die Jahre eingerosteten Italienisch-Skills ein bisschen aufzupeppen. Und wer seine Ambitionen gar noch höher steckt, der beobachte nachmittags die älteren Herren beim temperamentvollen Kartenspiel in der Gaststube und versuche, irgendwie hinter die Regeln zu kommen.

An den Werktagen präsentiert das Küchenteam jeweils drei verschiedene Menuvorschläge, zum Beispiel einen Fleischvogel an Pilzsauce mit Polenta, wozu wahlweise ein kleiner Vorspeisesalat serviert wird. Täglich gesetzt ist hierbei ein frisches Pasta-Menu, das von Ravioli über Penne bis zu uns eher noch unbekannten Teigwarenformen reicht und genauso an deftiger Gorgonzolasauce wie an einem leichten Pesto oder einfach bloss gartenfrischen Kräutern gereicht wird. Wer Pizza will, der nehme Pizza. Nicht zuletzt weil die Pizza del Giorno, also die IST sowas von «del Giorno», sprich eine Gelegenheit, die es so schon morgen nicht mehr geben wird. Und in diesem einen Punkt ist man sich weltweit aber schliesslich sowas von absolut einig: Richtig geil kochen können die, die Italiener.

San Pellegrino und prickelnde Amore, ziemlich viel Amore. Ebenso viel Fussball, noch ein bisschen mehr Fussball und Mode natürlich. Ein in Schieflage geratener Turm und die ewige Stadt. Die Stadt auf Wasser, la Mafia und Da Vinci, Ferrari, Casanova und Bunga Bunga, Super Mario, Macchiato, und oh, Gelato! Ach, wie war denn der Name jener Rose nochmal? Und führen wirklich alle Wege immer nach Rom?

Das Angebot: Unbekannte Spezialitäten aus den Provinzen Italiens

Spätestens nach einem ersten, verstohlenen Blick auf das saisonal variierende Angebot sind solch kleine Ausflüge in jegliche Klischées und Assoziationen allerdings schon wieder ziemlich passée. Worauf man sich glücklicherweise nun doch voll und ganz der anstehenden Entscheidungsfindung widmen mag. Die in hiesigen Gefilden oftmals fast gänzlich unbekannten Spezialitäten aus den Provinzen Italiens erleichtern dem Hungrigen diese zwar nicht unbedingt, bereiten jedoch schon früh ein hohes Mass an Vorfreude und wecken selbst die unter dicksten Staubschichten begrabene Neugier.

Fazit: Geselliges Miteinander für heimische Feinschmecker und Heimweh-Italiener

Das Casa d’Italia ist nicht nur ein Rückzugsort für Heimweh-Italiener und eingeborene Feinschmecker, es ist auch Vereinslokal, steht für geselliges Miteinander und ist sich nicht zu schade, die Einnahmen über einen gewissen Zeitraum, den Opfern von Naturkatastrophen zukommen zu lassen, wie jüngst jenen von den verhereenden Erdbeben im Norden des Landes. Ein Besuch in der Länggasse lohnt sich auch deshalb auf jeden Fall. Bienvenuti a casa d’Italia.

Infos

Ich habe bezahlt:

Flasche Coca Cola 0,33l 4.20
Primo B (Vorspeisesalat) 6.50
Secondo (Hauptgang) 10.00
Espresso Doppio 5.40

Pizza & Pasta gibt's selbstverständlich auch zum Mitnehmen. Mittags sowie abends zu fairen Preisen.

Adresse
Bühlstrasse 57
3012 Bern
Tel. 031 301 90 74

Öffnungszeiten
Sonntag - Donnerstag 08:00-23:30
Freitag - Samstag 08:00-00:30

Mo 06.02. 2017