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Car Seat Headrest – Teens of Denial

Knapp ein Jahr nach der Veröffentlichung seiner «offiziellen» Debüt-LP folgt nun der zweite Akt. Pitchfork vergibt Höchstnoten und sogar das «Sounds» auf SRF 3 kürt die Platte zum Album der Woche. Von Fabian Felder


Was ist zwischen der ersten und zweiten Platte
passiert? Die Band ist nach der erfolgreichen LP «Teens of Style» bekannter geworden, Singer-Songwriter und Sänger Will Toledo arbeitet nun nicht mehr Solo, sondern erstmals mit einer Band zusammen und die neuen Kompositionen sind schlicht überragend. Nicht minder wichtig: Die Toningenieure scheinen den Herrn Toledo überzeugt zu haben, dass eine Stimme ohne exzessiven Reverb-Effekt besser klingen dürfte. Im Sinne der Vermarktungsmöglichkeiten wurde damit die Band eines Wiedererkennungsmerkmals beraubt. Enttäuscht stellt man fest, dass die populäre Musik, wie auch viele andere Dinge in unserem Leben, vom kommerziellen Potential geprägt ist. Der Erfolg bei den Kritikern gibt ihnen Recht, wohl ist mir dabei trotzdem nicht.

So, genug gemotzt. Die LP «Teens of Denial» ist nämlich nichtsdestotrotz ausserordentlich gut. Car Seat Headrest arbeitet mit altbewährten musikalischen Stilmitteln aus den Neunzigern: Zwei Gitarren, ein Bass, ein Schlagzeug und dazu eine Stimme, die die Qualen des Erwachsenwerdens in einer Qualität besingt, die momentan ihresgleichen sucht. Melodisch und vom Klang erinnert sie an Ben Kweller, der mit seinem eingängigen Sound einige schöne Momente zu verschaffen vermag. Textlich hebt sich Car Seat Headrest von ihm durch einen grösseren Tiefgang ab.

Beim Autor dieses CD-Reviews läuft die LP seit einer Woche auf Dauerrotation. Dabei fällt es deutlich schwer, sich nicht bei jedem Lied vorzustellen, wie die Stimme mit dem vertrauten, exzessiv eingesetzten Reverb-Effekt klingen würde. Die anfängliche Enttäuschung weicht je länger je mehr der Überzeugung, dass man sehr gut mit dieser neuen Variante von Car Seat Headrest leben kann.

 

Infos

ab sofort im Handel

Mi 22.06. 2016