1966 war ein Musikjahr für die Ewigkeit: Bob Dylan, die Beatles, die Rolling Stones und Simon & Garfunkel veröffentlichten einige der besten Alben und Songs ihrer Karrieren. Doch das vielleicht wichtigste Album dieses Jahres komponierte Brian Wilson, der Kopf der Beach Boys.
Die Baloise Session präsentiert Jahr für Jahr eine bunte Mischung aus Newcomern und bereits etwas in die Jahre gekommenen Überfiguren. Und von den meisten Ausgaben sind es vor allem diese ganz grossen Namen, die in Erinnerung bleiben: Eric Clapton 2013, Morrissey 2014 (ex-Smiths-Sänger, leider letztlich nicht aufgetreten), Iggy Pop 2015. Und neben einigen Beilagen wartet auch die Ausgabe 2016 mit einem hochkarätigen Hauptgang (oder ist er jetzt das Dessert?) auf: Brian Wilson, Sänger der Beach Boys.
Pet Sounds
Vor genau 50 Jahren, 1966, befand sich Wilson in einer Krise: Er und seine Beach Boys hatten zwar bereits eine fulminante Karriere hingelegt: Ihr Surf-Pop-Sound produzierte einen Hit nach dem anderen, darunter „Surfin’ U.S.A.“, „Surfer Girl“, „I Get Around“, „Help Me, Rhonda“ oder „Barbara Ann“. Doch Wilson, der unter Panikattacken litt, hatte keine Lust mehr auf den Tour-Zirkus und verschanzte sich in seinem Studio mit ein paar der besten Studiomusiker seiner Zeit. Das Ziel: Das beste Pop-Album überhaupt zu schreiben. Man staunte nicht schlecht, als Wilson mit unpassenden Harmonie-Folgen, Fahrradhupen und ja, Tieren, ins Studio kam. Zur Verwunderung der Profis passte alles zusammen, das ganze Genie Wilsons als Komponist und Songschreiber entfaltete sich in diesen Sessions. Zum Schluss waren 13 Songs fertig, „Pet Sounds“ war bereit, die Welt zu erobern. Das Problem? Seine Bandkollegen fanden den Sound anstrengend und zu deprimierend, die Presse tat es ihnen nach dem Release anfangs gleich. Heute kann man sagen: Guter Wein braucht halt manchmal etwas Zeit zum Reifen.
„The Greatest Album of all Time“
Anfängliche Skepsis dem Album gegenüber hatte neben dem abrupten Stilbruch der Beach Boys, den viele Fans nicht verstanden, vor allem mit der Konkurrenz in den Plattenläden zu tun. 1966, ein Musikjahr für die Ewigkeit: Die Beatles veröffentlichten „Revolver“, die Rolling Stones „Paint it Black“ und Bob Dylan „Blonde on Blonde“.
Waren es ihre eigenen späteren Hitsingles wie „Good Vibrations“, das Lob Paul McCartneys („Pet Sounds blew me out of the water. I love the album so much.“) oder einfach die Zeit, die den Blick aller Welt auf das Album änderten? God Only Knows.
Heute sind sich jedenfalls praktisch alle renommierten Musikkritiker einig: „Pet Sounds“ gehört zu den besten Alben, welche die Welt je gehört hat. Ja, die „Times, der NME und viele mehr kürten das Album gar zum allerbesten aller Zeiten.
Wilson Live
Der Sound von „Pet Sounds“, ein geschicktes Ineinadergreifen einfacher Popmusik-Elemente, tieftrauriger wie fröhlichen Bläser- und Gesangseinlagen und dem puren Genie Wilsons, funktioniert auch live wunderbar. Und zwar auch noch 50 Jahre später. Wilson, mittlerweile ein älterer Herr, tritt zwar nicht mehr mit den (noch lebenden) Beach Boys auf. Dafür aber mit einer Begleitband und einem zweiten Sänger, der genau jene Gesangsparts übernimmt, die Wilson altersbedingt nicht mehr schafft. Sein Konzert am diesjährigen Primavera Sound Festival war ein Highlight. Ohne Zweifel, auch jenes an der Baloise Session wird nicht enttäuschen. Und keine Sorge, nach den „Pet Sounds“ spielt der Altstar in aller Regel auch noch die meisten der anderen Hits seiner Beach Boys.
Brian Wilson spielt an der Baloise Session eines von nur vier Konzerten diesen Herbst. Ermöglicht hat dies unter anderem der Gönnerverein der Baloise Session, der den nötigen finanziellen Zustupf leistete.
Eröffnet wird der Konzertabend von Donavon Frankenreiter.
Tickets sind via starticket.ch erhältlich.
Als Einstimmung eignet sich der Spielfilm „Love & Mercy“ (2015), der Wilsons „Pet Sounds“-Zeit thematisiert.