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Bretonische Crêpes im Carrousel

Im Le Carrousel im Länggassquartier drehen Anne, Dan und Penelope leckere Galettes und Crêpes. Ihr kleines Lokal lockt mit gemütlichem Ambiente, gutsortierter Speisekarte mit bretonischen Köstlichkeiten und buntem Interieur. Von Joanna Kvale

„Am Anfang war alles noch recht chaotisch“ erzählt mir Dan, der seit nunmehr 6.5 Jahren zusammen mit seiner Cousine Anne (welche er liebevoll „Annelie“ nennt) und deren beiden Freundin Penelope im Le Carrousel die traditionellen bretonischen Crêpes und Galettes dreht. Vorher waren der Politologe, die Kinder-und Jugendarbeiterin und die gelernte Kauffrau im PROGR mit einem Crêpe-Stand vertreten, und haben auf Hochzeiten und anderen Festen die Leute mit ihren köstlichen Kreationen versorgt. Die Kundschaft war also da, und eines Tages ergab sich für die drei die Möglichkeit das Lokal an der Hallerstrasse 1 zu übernehmen, wo sie nach einem „Crash-Kurs“ in der école maître-crêpier in Maur-de-Bretagne seither ihre Stamm- und Neukundschaft mit ihren runden Spezialitäten begeistern.

Ich bin recht früh dran und platze noch vor 11.30 Uhr rein, trotzdem werde ich von Anne herzlich begrüsst, und bekomme für den Mittag noch einen Tisch. Bewusst wird hier nicht auf Take-Away gesetzt. Die bretonische Tradition verlangt Sitz- und Verweilmöglichkeiten, denn Genuss, Gespräch und Gemütlichkeit stehen hier im Vordergrund. Das Mobiliar ist genauso bunt zusammengewürfelt wie die Kundschaft: Ich sehe ein Studentenpärchen beim gemütlichen Gespräch, eine junge Mutter und ihre kleine Tochter sitzen an einem Fensterplatz und lesen zusammen eines der Kinderbücher aus einem kleinen Regal an der Wand, und neben mir sitzen zwei ältere Damen, die eine bereits eine „Kennerin“ des Lokals, die andere gespannt auf jene Galettes, von denen ihre Freundin ihr schon öfters erzählt hat.

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Ich schlage die Karte auf und erfahre sogleich, was die salzigen Galettes so besonders macht: Es ist das Buchweizenmehl, welches statt Weissmehl verwendet wird, und auch extra aus der Bretagne angeschafft wird. Dan und Penelope stammen aus der Schweiz, Anne aus Frankreich, genauer gesagt aus Paris. Doch ihr Vater war Bretone und sie wollte an dessen Tradition anknüpfen. So ist auch die Karte auf Französisch (mit deutschen Übersetzungen) geschrieben. Zwischen der Auswahl an 24 verschiedenen Galettes und 22 Crêpes entscheide ich mich für ein „Galette avec salade, chèvre, noix & pruneaux“ für 15 CHF und nehme dazu ein Sirup vom Sirupier de Berne. Kurze Zeit Später bekomme ich ein – aufgrund des Buchweizenmehls – dunkles Galette, mit Rucola, Ziegenkäse, Baumnüssen und warmen Birnen, mit einer Prise Pfeffer gewürzt und einem Schuss cremigen Balsamico verziert. Es ist fast zu schön zu essen. Doch der Hunger ist da, und ich bin froh habe ich nicht zu lange gebraucht um ein Foto meiner Mahlzeit zu schiessen, denn sie überzeugt nicht nur optisch sondern auch geschmacklich auf allen Linien. Für den grossen Hunger empfehle ich eines der vier wöchentlich wechselnden Mittagsmenüs, bestehend aus einem salzigen Galette als Hauptspeise, einem süssen Crêpe als Dessert und einem Getränk (Mineral, Sirup oder Cidre) für 17 – 19 CHF.

Während ich genüsslich mein z’Mittag verschlinge, läuft im Hintergrund Musik von Cesária Évora und ich geniesse das Ambiente und den Ausblick aus den Altbaufenstern auf die hektische Strasse draussen – weit, weit weg von mir. Hier kommt man nicht zum schnellen Imbiss her. Hier wird gequatscht, Zeitung gelesen, das Leben genossen. Genau was ich brauche, um in der Mittagszeit zwischen den Vorlesungen abzuschalten.

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Ich sitze im persönlichen Wohnzimmer von Dan, Anne und Penelope. Die Möbel sind aus der Brocki, die Bar sogar selbst gebaut. An der Wand hängen Fotos der bretonischen Ahnen welche die traditionellen Trachten tragen. Nach und nach kam immer mehr dazu. Kürzlich sogar ein echtes „Carrousel“, befestigt an der Decke über der Bar. Den Namen des Lokals hat vor 6.5 Jahren eine gute Freundin des Dreiergespanns in die Runde geworfen, und das Logo hat ein Freund kreiert. Überhaupt pflegen die drei gute Beziehungen nicht nur zu ihrer Kundschaft, sondern auch zu den Lieferanten. So kommt Bauer Fritz nicht nur, um seine Demeter-Eier vom Biohof zu liefern, sondern auch auf einen schnellen Kaffee und eine Kostprobe des neuen Gingerbeers vorbei. Sonntags lädt er seine Lieblingskunden zum Brunch ein, und wenn einer von ihnen mal zügeln muss leiht er auch gerne seinen Transporter aus.

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Die Café-Bar nebenan ist kein Konkurrent, sondern Unterstützer, und bietet auch mal seine Tische an, wenn das Le Carrousel zur Mittags- oder Abendzeit überquillt. Die beiden Lokale teilen sich nicht nur das WC und eine Wand: Auch die Tische draussen auf dem breiten Gehsteig werden von der Kundschaft beider zum Feierabendbier besetzt, denn um diese Zeit scheint auch die Sonne genau auf dieses gemütliche Plätzchen. Hierzu gibt es bretonisches Bier aus der Brasserie Lancelot, vier verschiedene Cidre aus der Bretagne, Wein vom Cultivino aus der Länggasse, und für die Nicht-Trinker unter uns Limonaden aus Frankreich u.v.m.

Man könnte meinen, die drei „haben fertig“, doch es stehen immer wieder einzelne Ziele an: Für diesen Sommer haben sie einen Apfelbaum gekauft der bereits in einem grossen Topf vor der Tür steht, und sie möchten nicht nur etwas mehr Pflanzen sondern auch etwas mehr Platz auf eben dieser „Terrasse“ schaffen. Ich freue mich auf viele zukünftige Besuche im Le Carrousel!

Infos

Crêperie le Carrousel
Hallerstrasse 1 (Karte)

Reservationen: +41 (0)31 301 12 80

Öffnungszeiten:
Mo: 18:00 - 22:30 Uhr
Di - Sa: 11:30 - 22:30 Uhr

Mo 14.03. 2016