Ohne BM-Lotto nichts los? Mitnichten: Für den Monat Dezember hat sich das BM-Team was ausgedacht und möchte allen lieben Lotto-Freunden in Form eines Lotto-Advenstkalenders Merci sagen. 24 Themen aus dem Berner Kulturleben. Hier kommt das Törchen #2 mit Serge vom Serge & Peppers Record Store. Von Pablo Sulzer
Möchte man sich die limitierten BM-Lotto-Tickets ergattern, so muss man traditionell früh ab Vorverkaufsstart parat sein. Einzig an zwei Verkaufsstandorten sind diese jeweils erhältlich: Einerseits im Berner Fizzen, anderseits… Genau! Im Serge and Peppers Records in der Rathausgasse 55 in der Berner Altstadt.
«Sobald ich meinen Laden aufmache, kommen dann in kürzester Zeit die Leute, als wäre – was weiss ich – der Papst zu Besuch», erzählt Serge Berthoud wie es jeweils dann zu und her geht. Selber war er noch nie an einem Lotto-Event, seine Preise waren aber stets Bestandteil der Lotto-Bescherung. «Eigentlich ein Skandal, war ich noch nie dabei», resümiert der Musikkenner.
«Lotto steht für mich für Bierchen trinken & es dabei lustig haben.»
Für Serge ist Lotto an und für sich ein Spiel bei dem es darum geht, Preise zu gewinnen, Spannung zu erleben, Bierchen zu trinken und es einfach dabei lustig zu haben. «Als ich noch Fussball gespielt habe, haben wir noch unser FC Lotto gemacht – das war schon geil».
Viel Solidarität spüren und erfahren dürfen
2020 war auch für den Plattenladen Serge and Peppers Records ein spezielles Jahr: «Im März war es schon brüsk, als es hiess, dass man dicht machen muss», schaut Serge zurück. «Das hat mir am Anfang schon Kopfzerbrechen bereitet, aber ich durfte ehrlich gesagt sehr viel Solidarität spüren und erfahren. So bin ich relativ gut durch die Zeit gekommen.»
Vieles lief dann auch via Online-Bestellungen, statt via Theke ging die frische Musikware dank Versand zu den Musikfans nach Hause. «Manche Vertriebe konnten zwar nicht ganz auf Hochtouren liefern, aber mit den Importeuren klappte alles gut. Und letztlich dank etwas Mietzins-Erlass bin ich so relativ gut über die Runden gekommen. Skurril war es trotzdem.»
Aktuell im Dezember wisse er noch nicht so genau, wo es hingehen würde. Der Vorweihnachts-Monat sei schon auch der wichtigste, doch er habe kein schlechtes Gefühl. «Ich mache mir eher mehr Sorgen, um andere, die zurzeit wirklich das Wasser am Hals haben. So gesehen kann ich mich eigentlich nicht beklagen. Erfreulicherweise sind etwa auch die Stammkunden unter anderem weiterhin da.»
Serges Wunsch für 2021: Demokratie soll nicht flöten gehen
Auf seine Wünsche fürs kommende Jahr angesprochen meint er: «Die Demokratie darf nicht flöten gehen. Diese Spaltung, die aktuell stattfindet – vielerorts – macht mir Sorgen.» Ebenso wünsche er sich, dass man wieder mehr Empathie an den Tag legt, dass man auch bei verschiedener Meinungen auf gutem Niveau zusammen reden kann. «Das fehlt mir sehr. Ich hoffe, dass es sich im 2021 wieder etwas legt und besser läuft.»
Musikalisch gesehen hofft Serge aufs neue Jahr bezogen: «Dass Vinyl weiter einen Aufschwung erleben darf und dass man den Respekt vor dem Album als gesamtes Werk nicht verliert. Da wir nun seit Jahren wegen Playlists vieles nur noch oberflächlich kennen – teils gar nicht wissen, von wem die Songs sind oder wer dahinter steckt – ist das nicht mehr so selbstverständlich. Also wünsche ich mir etwas mehr Tiefe und dass wieder oder weiterhin gutes Vinyl produziert – und gekauft – wird.»
Da Serge musikalisch praktisch in jedem Genre zuhause ist, ist er ansonsten sehr zuversichtlich, was qualitativ alles ansteht: «Alles was gut ist, ist gut. Ich fokussiere mich nicht auf bestimmte Stilrichtungen. So lange gute Musik gemacht wird und die Menschen kreativ bleiben und weiterhin gute Sachen veröffentlichen, bin ich ziemlich glücklich.»
Serge empfiehlt: Fünf Top-Alben 2020
Wir haben ihn gefragt, er hat geliefert: Fünf Alben, die für Serge zum Besten vom Besten gehören, was das Jahr 2020 musikalisch geliefert hat.
«Band aus Nashville, unter dem Radar, bereits ihre fünfte oder sechste Platte, machen – schwierig in einem Wort zu definieren – Mischung zwischen Psych Rock, Blues, Heavy Riff, Stoner Band. Weil sie so variabel ist, weil sie auf so höchem Niveau gespielt wird, weil es groovet, weil sie einen brillianten Sänger haben und weil das neue erschienene Album einfach von A bis Z durchhören kannst. Die macht zum jedem Moment Spass. Wirklich geil.»
«Sie kennt man ja, ich bin einfach beeindruckt von ihrem Songwriting, von ihrer Stimme, von ihren Kompositionen, von ihren Arrangements. Es berührt mich einfach – obwohl es doch mittlerweile sehr kommerziell wird, man sieht es an den Millionen-Klicks. Aber es ist einfach super.»
«Ein Requiem im Kontext zu ihrem verstorbenen Mann, sehr melancholisch, schwere Kost. Wunderschönes Cover-Artwork, hier passt vieles, sehr stimmig als Ganzes und entsprechendem Groove.»
«Das ist mein Chaux-de-Fonds-Held, einfach geile Mucke. Das muss man einfach kennen & hören – auch hier in der Deutschschweiz, es ist höchste Zeit, dass er auch hier Fuss fasst. Seine Hauptband Coilguns ist sehr Hardcore, er stranguliert sich während den Live-Shows fast, aber auf diesem Album hier sind seine eigene Songs, im Folk Rock angesiedelt, live eingespielt von Coilguns. Total geil.»
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