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BILDGEWANDT #9: BEOWULF ISSUE #1

von Grant Lankard

Manche Gefahren lassen sich nicht für die Ewigkeit bannen, sondern legen sich nur schlafen. Wie der gigantische Drache in Grant Lankards «Beowulf», der in einer dänischen Mine aufgeweckt wird. Aber braucht es für die alten Monster auch die alten Helden? Von Dela Wälti

Drachen, sprechende Katzen und magische Portale: Beowulf #1 verspricht eine unterhaltsame Fantasy-Geschichte (Bild: Grant Lankard)

Ausser dem nordischen Nachnamen Sigurd – eine alternative Form von Siegfried, einem weiteren legendären Drachentöter – gibt es auf den ersten Blick wenig, was den erfolglosen Dichter Victor mit dem Sagenhelden Beowulf verbindet. Jener hält sich mehr schlecht als recht mit wechselnden Jobs über Wasser, dieser bezwang ein Monster unter der Seeoberfläche. Jener bekämpft Schlafprobleme mit Pillen, dieser Ungetüme mit Schwertern.

Als bei Bauarbeiten in Dänemark ein riesiger Drache aus seinem jahrhundertelangen Schlaf geweckt wird, klopfen das Teenager-Mädchen Hazel und ihre sprechende Katze Mooney bei Victor an, um seine Hilfe anzufordern. Mooney ist nämlich davon überzeugt, dass es sich bei Victor um die Reinkarnation von Beowulf handelt und damit um den einzigen Menschen, der das Monster besiegen kann. Doch hat Victor wirklich das Zeug zum Helden?

Zwei Welten: Wie viel Beowulf steckt noch in Victor? (Bild: Grant Lankard)

Aber vielleicht ist genau das die falsche Frage: Denn braucht es im 21. Jahrhundert tatsächlich noch Helden wie aus epischen Gedichten des frühen Mittelalters? Oder ist es an der Zeit, dass ein dunkelhäutiges Mädchen und eine eloquente Katze das Weltenretten übernehmen? Dies wird sich in den nächsten Issues von Beowulf zeigen.

Und somit auch, ob es dem US-amerikanischen Comic-Autor Grant Lankard gelingen wird, sich nicht zu stark in Klischees zu verlieren. Denn die Prämisse ist interessant, aber Losertypen, die sich schliesslich doch nur in einen weiteren 08/15-Helden verwandeln, gibt es in der Welt der Comics schon genug. Deshalb bleibt zu hoffen, dass sich Lankard Victors eigene Worte zu Herzen nimmt: „How am I supposed to teach kids about avoiding cliches when I am one!“.

Wir sind gespannt wie Lankard die Geschichte in den folgenden Issues weiterspinnt und für welche Antworten auf die obigen Fragen er sich entscheidet. Denn eine gelungene Grundlage bietet Issue #1 allemal.

Victor: Geschichtenschreiber, Sagenfigur oder beides? Dies wird sich noch zeigen müssen (Bild: Grant Lankard)