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Event-Review: Big Air Chur 2021

Skisport trifft auf Rap & Chilbi-Stimmung

Mit stylischem Logo, Mixed-Ski- & Snowboard-Events und grossen Hip-Hop Namen aus Deutschland wie der Schweiz, hat man in Chur nicht nur den Start der Wintersportsaison gefeiert, sondern ordentlich Party-Leute angelockt. Wie dies gelungen ist, erfährst du hier. Von Lenard Baum

Grüne Lichter von jedem. Stadt Chur, Kanton, Kantonsärzte, Veranstalter und natürlich der FSI, der internationale Skiverband. Alle sind dabei, um in Chur ein ganz spezielles Event zu starten. Innerhalb von zwei Tagen durften nach der 3-G Regel, insgesamt 35`000 Besucher sich auf ein Spektakel freuen. Ein Blick aufs Programm zeigt dies, so konnten sich Rap-Fans ganz besonders auf das Event freuen. Mit Apache 207, Sido, Nura, Jan Delay und einheimischen Artists wie Breitbild, Danitsa, Mimiks und Lo & Leduc war schonmal für Party gesorgt. Doch für viele Besucher waren diese Namen nur Nebensache, konnte Chur sich nämlich den Start der diesjährigen Ski- wie Snowboard-Worldcup-Saison sichern. In der Disziplin Freeski Big Air treffen 160 Athleten und Athletinnen aus der ganzen Welt in Chur ein, um alles zu geben. Ging es schliesslich nicht nur um erste World Cup Punkte, sondern auch um die kommende Olympiade.

Heiss ging es in Chur her, trotz manch kalten Temperaturen.

Chilbi trifft auf Ski- und Snowboard samt Konzerten

Viel hatten sich die Veranstalter vorgenommen – und umgesetzt haben sie es auch. Festivalbesucher konnten sich nach den beiden Geländeeingängen erstmal auf eine sich lang erstreckende Partymeile freuen. Zwanzig DJs an der Zahl, Gastrozone, Flaniermeile, Bünder Village sowie Skate Park sollten für ein abwechslungsreiches Programm sorgen. Dies alles ganz abseits der grossen Partybereiche. Das bemerkte man auch an der durchmischten Menschenmenge, welche sich zwischen den Bündner Alpen wiederfand. Von jugendlichen Skatern zu Kindern, welche mit den Eltern etwas übers Gelände bummeln wollten, bis hin zu den Grosseltern, welche es sich in ihren Liegestühlen bequem machten, um die Snowboard Sprünge zu sehen.

Diese sorgten für ausgelassene Stimmung, wobei es ab und an kleinere Reibereien gab zwischen manchen Gruppen. Doch die Security meldete am Ende des Abends keine grösseren Zwischenfälle. Chilbi-Stimmung kam trotzdem auf, während man an nie endende, überteuerte Essensstände vorüberging und manche Kotzlache überspringen musste. Es schien ein Festival für jede Art an Festivalgänger zu sein – mit Vorteilen wie Nachteilen. Für Stimmung war aber sicherlich gesorgt.

Ein wenig Bern im Bünderland, Lo & Leduc sorgten für ordentlich Stimmung

Chur statt Frauenfeld

Kommen wir zum musikalischen Angebot, hat es mindestens die Hälfte der Besucher schliesslich auch deswegen von ausserhalb nach Chur gezogen. Im Gespräch mit den BesucherInnen traf unser Redakteur so einige Kantone an. Vom Aargau, zum Wallis, über Genf oder bis nach Zürich. Egal woher oder welcher Dialekt, die Menschenmenge freute sich wieder Rap auf der grossen Bühne zu hören. Die Absagen der letzten Frauenfeld-Festivals sowie dem Frauenfeldli schmerzte viele Fans. Doch die Veranstalter hinter beiden Anlässen liessen sich nicht unterkriegen und schufen innerhalb von vier Monaten in Zusammenarbeit mit dem nationalen Skiverband das Event. Die Vorfreude war gross genauso wie die Namen die schnell ins Gespräch kamen. Über Namen wie Snoop Dog und Sido wurde diskutiert. Letztgenannter, welcher schliesslich seit fast zwanzig Jahren europäische Festivalbühnen unsicher machte, teilte seine Gefühlswelt während des Konzerts passend mit. Meinte die Deutsch-Rap-Ikone Sido wie folgt:

«Ich weiss nicht, wie’s euch geht. Ich fühle mich wie an meinem ersten Konzert.»

Sido während seines Konzert am Big Air Chur.

Die Freude merkte man den Fans ebenso an, war es fast unmöglich ein Platz vor der Bühne zu ergattern. Trotz eisiger Kälte und manch längerer Wartezeit liessen Sie kaum einen weiteren Meter zu. Und auch das weitere Musikprogramm war genauso starbesetzt. Mit viel Vorfreude wurde dazu einer von Deutschlands grössten Rap-Stars der letzten paar Jahre erwartet: Apache 207, der mit «Roller» und seine letzten beiden Alben die Meinungen spaltete, hatte ordentlich zu feiern. Neben der Rückkehr auf die Festivalbühne stand der 24. Geburtstag des Deutschen an. Dass ein Bühnentechniker die anstehende Bühnenshow mit den legendären Rammstein-Shows verglich, sorgte für noch mehr Rummel. Die Erwartungen enttäuschte die Teaser des Ludwigshafener aber nicht: Pyros, eine ständig wechselnde Lightshow und eine fast durchgehend mitsingenden Crowd waren das Resultat dieses Konzerts.

Ein neuer Start in Chur

Ein Festival der anderen Art. Chur war mehr als nur ein Festival, wollte es das schliesslich auch. Ziel der Stadt und Veranstalter war es eine neue Zielgruppe anzulocken und ebenso grössere Events nach Chur zu lotsen. Ein schwieriges Unterfangen während der Corona-Zeit, doch ein ausverkauftes Festival sowie vollbelegte Hotels in der gesamten Region zeugen von dem Erfolg des Unterfangens. Für ein nächstes Big Air Chur steht also im Grunde nix im Wege, wenn es nach den Veranstaltern geht, wobei die Urne jetzt entscheiden wird über die Finanzierung.

Chur war tatsächlich ein Festival der anderen Art. Eines wo man sich warm anziehen muss, die musikalischen Künstler nicht wirklich im Vordergrund stehen und Abseits des Rummels neben des sehr einfallsreichen Skateparks einem eher Chilbi-Gefühle hochkommen. Womöglich dürfen wir uns auf ein neues Mitglied in den Reihen der sonstigen, alljährlich stattfindenden Schweizer Festivals freuen. Die Premiere ist schonmal gelungen.

Noch nicht genug bekommen? Dann schau dir die Story-Highlights auf Instagram an und erlebe die Festival-Tage nochmals. Go check it out: @bewegungsmelder_bern

So 05.12. 2021