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Bernegger & Juric: Wie ich der Bad Boy der neuen TV-Serie wurde

Ab heute Abend 20:15 Uhr startet eine neue Schweizer TV-Serie und unser BM-Autor und Schauspieler Stefan Nyffenegger war mit einer Rolle mittendrin dabei. So erzählt er uns heute und morgen gestaffelt aus seiner Sicht von den Dreharbeiten zum neuen 3+-Krimi «Bernegger & Juric». Von Steve Nyffenegger

Wir sind auf ca. 2000 Metern über Meer, der Sommer scheint hier in den Bergen lange vorbei und der Herbst hält definitiv Einzug – es ist arschkalt.

 

Die letzten verbliebenen Schauspieler und Crew-Mitglieder haben es sich inzwischen in der kuscheligen Berghütte gemütlich gemacht. Es ist vier Uhr morgens. Dann braucht es wohl noch einen Kaffee. Aber ich bin mir ziemlich sicher, dass sich das Frieren und Bibbern da draussen gelohnt hat – wir konnten schon erste Bilder sichten und bis jetzt sieht alles schon mal ganz passabel aus.

 

Die letzten Szenen dieser eisigen Nacht werden gedreht: Trotz zwei Stunden Delay regt man sich gar nicht erst auf, wir sind ja beim Film. Sonst läuft alles stringent nach Dispo. Ja, die Dispo: Dieses heilige kleine Blättchen bestehend aus ein bis zwei Doppelseiten, welches uns jeden Morgen – oder in meinem Falle meist irgendwann nach dem Mittag – an der jeweiligen Hotelrezeption erwartet und dem noch nicht ganz so wachen Schauspieler sagt, was heute auf dem Plan steht. Aber zurück zum Anfang.

 

Hauptrolle oder was: Mein Teil bei der TV-Serie «Bernegger & Juric»

Wie kam es zu diesem Schauspieler-Part? Eigentlich war ich für eine andere Rolle gecastet und hatte das Projekt, welches damals noch den vielversprechenden Arbeitstitel «Krimi» trug, schon lange abgeschrieben. Schliesslich wollte ich ja die Hauptrolle des Kommissars – habe ich aber nicht bekommen. Als ich dann aber den richtigen Kommissar sehe, ist mir klar wieso. Ein Bild von einem Mann! Er sieht aus wie eine Mischung aus Johnny Depp und Dwayne «The Rock» Johnson, eine Art junger Schimanski und dazu eine ziemlich coole Socke, dieser Christian Martin Schäfer. Ausserdem passt er hervorragend zur zweiten Ermittlerin, des kongenialen Duos, Eva Bernegger, gespielt von der hinreissenden Tanja Lehmann. Die bildhübsche Wahlberlinerin ist eigentlich waschechte Bernerin und verkörpert die Rolle der gewissenhaften und kecken Kommissarin auf wunderbare Weise. Ein wirklich tolles Gespann die beiden – muss ich zugeben.

 

Nichts desto trotz: Nix Hauptrolle pour moi. Wie es in der Schauspielerei so läuft, hat man mal Glück, mal Pech – man muss es nehmen wies kommt. Bereit sein, abhaken, nicht zu sehr an sich heranlassen – auch wenn dies nicht immer ganz einfach ist – und weiter zum Nächsten. Doch wie sich diesmal herausstellen sollte, hatte ich Glück. Denn die Macher von «Bernegger & Juric» hatten für mich ganz anderes im Sinn – nicht den Kommissar sollte ich spielen, sondern den bösen «Bad Guy». Meistens haben die Produzenten schon ein gewisses Bild, eine mehr oder weniger vage Vorstellung einer Rolle; wie sie aussieht, spricht, sich gibt. Wenn ich diesen Anforderungen nicht entspreche, muss ich die Producer eben davon überzeugen, sie umstimmen, dass ich – auf vielleicht ganz andere Art und Weise – eben doch der Richtige bin.

 

«Und dann kam der Anruf»: So wurde es die Bad Boy-Rolle 

Einige Wochen später kriege ich einen Anruf, sie sagten mir etwas über eine Schlägerei und ich solle doch bitte zum Fitting vorbeikommen. Das Fitting ist beim Film, was die Kostümprobe beim Theater ist. Wir probieren einige Outfits, die zu einem fiesen Schlägerdude passen könnten. Stereotypen will niemand bedienen, aber es gibt sie halt trotzdem. Es ist alles dabei: Von Metal-Hillbilly bis zum Kneipen-Prügler wird so einiges durchgecheckt und natürlich habe ich selbst wiedermal genügend eigene Anziehsachen mitgenommen – man soll ja Angebote machen. Nach einiger Zeit bittet mich ein freundlicher Herr vom Sender 3+ nach draussen auf die sonnige Terrasse des Hochhauses. Er würde mir dann den neuen Vertrag noch zu kommen lassen, dass sie sich freuen mich an Board zu haben und ob alles für mich Ok sei. «Was für einen neuen Vertrag?», denke ich und nicke bestimmt.

Ganz rechts im Bild: Steve Nyffenegger neben Gilles Tschudi.

Alarmglocken vor dem inneren Auge: Text, was für einen Text?

Wieder drinnen, bittet mich ein anderer freundlicher Herr raus: Der ruhige Mann mit üppigem Bart und schwarzer Hornbrille möchte noch kurz die Rolle mit mir besprechen. Den Text hätte ich ja – welchen Text?? Alarmglocken vor meinem inneren Auge, wie der Blitz durchfährt es mich – ich lasse mir nichts anmerken. Über den neuen Vertrag sei ich ja bereits informiert worden und schön, dass ich mir die Tage freihalten könne. «Und welche Tage? Ich bin doch nur ein Tag im Einsatz». Ob ich den das E-Mail den nicht gekriegt hätte. Ich erinnere mich verschwommen an eine ungeöffnete Nachricht in meinem Posteingang, die ich noch lesen wollte und antworte: «Nein, nichts gekriegt.» Meine Rolle werde ausgebaut, er möge meinen Blick und würde mich gerne noch in weiteren Szenen sehen. «Very niiiiice!», hallt es in meinem Köpfchen. Ah, und der Gilles sei ja auch mit von der Partie. Ich frage nach: «Gilles Tschudi – DER Gilles Tschudi?» Ja, genau: Sehr cool. Und ob ich denn auch richtig «agro» spielen könne. «Natürlich!» sage ich und merke schnell, dass der sympathische Bayer der Regisseur ist.


Die TV-Serie «Bernegger und Juric» startet mit einer Pilotfolge auf dem Sender 3+ am kommenden Sonntag, 16. Dezember um 20:15 Uhr, die Wiederholung läuft tags darauf am Montag, 17. Dezember um ca. 21:50 Uhr.

Infos

Der BM-Autor und Schauspieler Steve Nyffenegger ist Teil des Casts der neuen TV-Serie «Bernegger und Juric» und spielt eine mitentscheidende Nebenrolle. Für den Bewegungsmelder hat er nochmals in die Entstehung der Serie zurückgeschaut und erzählt von seinen Schauspieler-Erlebnissen, gestaffelt in zwei Teilen: Heute Teil 1 vor der Premiere, Teil 2 hier vom Montag vor der Zweitausstrahlung.

Foto-Credits: Steve Nyffenegger, BM.

So 16.12. 2018