Zurück

Ant-Man

Keiner zu klein, ein Superheld zu sein

Der neue Marvel-Film will zum grossen Sommer-Blockbuster avancieren. Ist daraus eine A-meise oder eher eine B-meise geworden? Wir haben uns den Film angeschaut. Von Rico Plüss

Eigentlich hätte Edgar Wright, verantwortlich für Popkultur-Meilensteine wie „Shaun Of The Dead“ oder „Scott Pilgrim Vs. The World“, den Film machen sollen, doch er stieg aufgrund „kreativer Differenzen“ mittendrin aus. Peyton Scott, dessen Palmarès nicht annährend an das von Wright herankommt, übernahm und stellte fertig, was derzeit gerade als der Sommer-Blockbuster beworben wird. Mit einer vorhersehbarer Handlung, der konsequenten Feelgood-Stimmung und der sehr routinierten Umsetzung (es ist der zwölfte Marvel-Film) ist zumindest die Massentauglichkeit gegeben.

Aller Anfang ist klein

Paul Rudd spielt Ant-Man, den Superhelden, der, zumindest in den Anfängen, irgendwie noch nicht so richtig zu den Avengers gehört – obwohl der Erfinder der Schrumpf-Technologie zu den Urgründen der Superhelden-Vereinigung zählt. Rudd gibt den Superhelden wider Willen mit seinem üblichen, leichtfüssigen Charme und man kauft ihm den Loser mit Herz gerne ab. Der Film zeichnet die Geburt von Ant-Man nach und legt damit die Grundlage für weitere Einsätze des krabbeligen Superhelden. Seine „Fähigkeit“ besteht darin, sich per Anzug auf die Grösse einer Ameise schrumpfen zu lassen und dabei, relativ zur Grösse, übermenschliche Kräfte zu erhalten.

Gemischte Gefühle

Eines der Hauptprobleme des Filmes ist die betrübliche Tatsache, dass die Mehrheit der wirklich guten Szenen bereits im Trailer zu sehen waren – was weder für die tatsächliche Anzahl guter Szenen noch für die Macher des Trailers spricht. Ant-Man ist kein wirklich schlechter Film und hat seine Berechtigung als Sommer-Blockbuster. Die Geschichte ist jedoch durch und durch vorhersehbar und 08/15-Kost, da hilft es dann auch nur begrenzt, dass sich die Filmemachenden dessen bewusst waren und dies im Film anhand von Meta-Dialogen (etwa bei der SPOILER Versöhungs-Szene) auch durchscheinen lassen. Der restliche Cast kann sich durchaus sehen lassen: Der von Verlust geplagte Erfinder des Anzuges wird von Michael Douglas gespielt, für den die Rolle eine Fingerübung darstellt. Evangeline Lily mimt dessen Tochter und aus anfänglicher Abneigung gegenüber Rudd wird, man glaubt es kaum, so etwas wie eine Romanze. Am meisten überzeugt Ant-Mans Gegenspieler, verkörpert von Corey Stoll, auch bekannt als ‚House Of Cards‘-Antiheld Rep. Peter Russo, der die Balance zwischen Grössenwahnsinn und Bodenhaftung dankbarerweise gut halten kann. Als weiteres Plus fallen die wirklich guten Special Effects auf. Marvel hat an dieser Stelle klar mehr geklotzt als gekleckert und dementsprechend eindrücklich sieht die Action auch aus.

Fazit

Was bleibt unter dem Strich übrig? Ein passender Darsteller, ein routiniert abgespulter Feelgood-Streifen und eine derart unbemerkenswerte Geschichte, dass man sie vergessen hat, kaum haben sich beim Verlassen des Saals die Augen an das grelle Sonnenlicht gewöhnt. Eingefleischte Marvel-Fans gehen ins Kino, der Rest schaut sich den lieber im Herbst gemütlich auf dem Sofa an und nutzt die so gewonnene Zeit, um Schwimmen zu gehen.

Infos

ab sofort im Kino

Di 04.08. 2015