«Jinny's Sushi» serviert seit eineinhalb Jahren koreanische und japanische Köstlichkeiten zum Zmittag. Dahinter stecken Jinny, Jürg, Chika und der kleine Jay, sofern er keine Schule hat... Von Aline Jordi
Der knurrende Hunger verlangt nach kurzen Wegen, die Kälte und der kränkelnde Körper nach warmer und gesunder Kost, weshalb die Wahl auf ein Mittagsangebot von Jinny’s Sushi fällt. Konkreter auf die Länggass-Box (4 California Rolls und 3 Maki-Sushi) mit Udon-Suppe für 15 Franken. Während Jürg erzählt, was hinter der Geschichte von Jinny’s steckt, wird die Suppe mit den dicken Reisnudeln geschlürft. Sofort bin ich wieder zurück auf meiner Japanreise, wo Udon zur alltäglichen Nahrungsaufnahme gehörte. Die Suppe schmeckt authentisch, wärmt und sättigt – auch wenn sich der Verzehr der langen Nudeln nicht ganz so vornehm gestaltet. Jürg’s Sohn Jay rät zwar zur Gabel, aber ich schlürfe genüsslich weiter.
Jinny und Jürg haben sich vor 20 Jahren in Australien bei einem gemeinsamen Sprachkurs kennengelernt. Sie aus Südkorea, er aus der Schweiz. Nach neun Jahren Fernbeziehung haben sie in Südkorea geheiratet und sich in Bern niedergelassen. Die Entstehung von Jinny’s Sushi nahm ihren Anfang dort, wo solche Geschichten meistens beginnen: im privaten Rahmen. Als die Arbeitskollegen eines Freundes von dessen Sushi wollen, spannt er Jinny ein, welche die Lunch-Boxen auf Bestellung vorbereitet. Es dauert nicht lange, bis die asiatischen Mittagskreationen von Mund-zu-Mund laufen und mit der steigenden Nachfrage der Wunsch nach einem eigenen, kleinen Restaurant aufkommt.
Dieser Wunsch existiert nun seit eineinhalb Jahren in Form eines kleinen Lokals mit Gartensitzplätzen in der vorderen Länggasse, zwischen Parterre, Sattler, Ham Ham & Co. Die vielen Take Aways rundherum stören Jürg überhaupt nicht. Im Gegenteil, er sehe diese nicht als Konkurrenten, sondern als Mitbewerber, wo man sich auch regelmässig untereinander austausche oder einander Tipps gebe. So habe er beispielsweise im Ham Ham beim Umbau mitgeholfen und umgekehrt. Es sei auch schon vorgekommen, dass bei einer Gruppe die Frauen Sushi wollten und die Männer Pizza. Dann habe er diese rüber zum Italiener geschickt, aber essen konnten sie alle bei ihm.
Bild links: Von Frühling bis Herbst lädt der Garten zum verweilen ein.
Die Sushi-Kreationen sind koreanisch, das heisst es wird nicht derselbe Reisessig verwendet und das Algenblatt ist auch kein Nori, sondern Gim. Davon merke ich keinen Unterschied, ausser dass ich die Säure des Reisessigs etwas vermisse. Aber anscheinend tickt der durchschnittliche Schweizer anders. Laut Jürg haben sie ihr Sushi-Angebot im Laufe der Erfahrungen dem Kundengeschmack angepasst, weshalb sie hauptsächlich California Rolls anbieten, wo der Reis aussen ist. Viele mögen es nicht so, wenn wie bei den Maki das Gim aussen ist. Auch die Füllungen sind anders: Anstatt rohen Fisch (zu teuer) verwenden sie Zutaten wie geräucherten Lachs, Crevetten oder mariniertes Rindfleisch. Vegetarisches – auf Vorbestellung sogar veganes – Sushi gibt es auch. Jürg achtet genaustens darauf, dass immer zuerst das Gemüse und der Tofu, danach das Fleisch und erst am Schluss Fisch und Schalentiere verarbeitet werden. Somit können sie eine spurenfreie Küche garantieren.
In der vegetarischen Länggass-Box gibt es California Rolls mit Tofu und Rüebli, Makis mit Gurke und weitere California Rolls mit gedörrten Bohnen, cream cheese, Baumnuss und Rüebli. Die ersten zwei Varianten sind gut, aber im Geschmack ein bisschen eintönig. Als Vegetarierin mag ich Sushi-Zutaten wie Avocado, Rettich, Ingwer oder fermentierten Käse; also alles, was sich geschmacklich etwas vom Reis abhebt, wie das auch beim Fisch der Fall wäre. Deshalb überzeugt die letzte Variante sofort: Die Mischung aus Dörrbohnen, Frischkäse und Baumnuss harmoniert super und wurde als solche Fusion noch nie gekostet. Die langweiligen Rüebli könnte man getrost weglassen und an ihrer Stelle etwas mehr Frischkäse hinzufügen, dann wäre diese California Roll perfekt.
Im Tagesmenü wechseln sich koreanische Gerichte wie das bekannte Bibimbap ab, doch Dank Chika – der gelernten Sushi-Meisterin aus Japan – kommen auch japanische Gerichte auf den Tisch. Noch dieses Jahr wollen Jinny und Jürg die klassischen Obento-Boxen einführen: die japanische Version der Lunch-Box mit vielen kleinen Fächern für viele kleine Leckereien. Bis dahin servieren sie weiterhin von Montag bis Freitag Zmittag und machen auf Anfrage auch Apéro- und Catering-Platten für Private oder Festivals. Auf Wunsch auch mit rohem Fisch.
Die Frau am Tisch neben mir ist übriges seit der ersten Stunde eine regelmässige Kundin bei Jinny’s. Wenn das keine gute Referenz ist?