Wenn man Filme macht wie Tarantino, egal ob man so heisst oder nicht, wird man immer mit ihm verglichen werden. Das ist für den Kultregisseur selbst mittlerweile zum Problem geworden – denn es ist äusserst schwierig, dem Tarantino den alle meinen, gerecht zu werden. Von Bjørn Strømme
Imposante Landschaftsbilder im extrabreiten Spezialformat, untermalt von einer spannungsgeladenen Komposition des Altmeisters Ennio Morricone: Tarantino weiss genau was er tut, er hat das in der Vergangenheit ja schon sieben Mal unter Beweis gestellt.
Eine Pferdekutsche rauscht durch das winterliche Wyoming und scheint von einem Schneesturm hartnäckig verfolgt zu werden. Der Kopfgeldjäger John «The Hangman» Ruth hat für die Kutsche bezahlt, um Daisy Domergue, seinen neusten Fang, in ein Kaff namens Red Rock zu eskortieren, wo sie gehängt werden soll. Deshalb ist es auch John, der die Regeln bestimmt. Und das lässt er die beiden Anhalter Marquis Warren, ebenfalls Kopfgeldjäger, und Chris Mannix, angeblichen Sheriff von Red Rock, mit aller Deutlichkeit spüren.
Als der Sturm sie einholt und die zusammengewürfelte Truppe bei «Minnie’s Haberdashery» einkehrt, haben sich bereits vier weitere dubiose Gestalten dort eingefunden um auf besseres Wetter zu warten. Da die Frau 10’000 Dollar wert ist, alle im Besitz von Feuerwaffen sind und keiner dem anderen zu vertrauen scheint, ist die Ausgangslage perfekt, um diese Wartezeit um eine gute Portion Spannung zu verkürzen.
Wegen seiner Vorliebe für ausgedehnte und geschliffene Wortgefechte wäre Tarantino ein Kammerspiel zwar durchaus zuzutrauen, leider gelingen ihm hier diese magischen Momente nicht so oft wie er das gerne möchte – was den Film mit über 160 Minuten eindeutig zu lang macht. Daran vermag auch die obligate Gewaltorgie, welche einiges blutiger ausfällt als man es von diesem Szenario erwarten könnte, nichts zu ändern.
Von einem schlechten Film zu reden wäre natürlich falsch – eher sind es die hohen Erwartungen an eben diesen Tarantino den alle meinen, die dem Vergnügen beim achten Mal einen Dämpfer verpassen.
